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Wenn die Hose zu eng wird // Der Kampf mit dem Körper

Es ist 7 Uhr morgens. Ich stehe vor meinem Kleiderschrank und ich weiß schon, was kommt. Ich nehme mir eine x-beliebige Hose und verziehe mein Gesicht, als ich sie anziehe. Den Gedanken, der aufkommen will, schiebe ich weg.

Abends dann ein ähnliches Spiel. Ich ziehe mich aus und erhasche zwangsläufig einen kurzen Blick auf meinen Körper, bevor ich mir schnell mein Nachthemd überziehe. Das beklemmende Gefühl lässt nach, sobald ich mir zur Nacht noch schnell die letzten Bilder meiner sozialen Netzwerke auf dem Handy anschaue. Ablenkung und so.

In den letzten Wochen wurden sie lauter und mittlerweile kann ich die Gedanken nicht mehr verleugnen. Meine Hosen sind zu eng. Ich habe zugenommen. Seit knapp vier Jahren ein unbekanntes Gefühl und selbst damals war es aufgrund meiner Schwangerschaft und somit vertretbar. Seitdem habe ich stetig abgenommen, wog sogar weniger als vor meinen beiden Schwangerschaften. Natürlich unterliegt auch mein Körper gewissen Schwankungen, aber ich kam immer auf die grundlegende Zufriedenheit zurück, die sich mir ergab, wenn ich mich im Spiegel betrachtete.

Einen Bauch hatte ich schon immer. Ich war nie die Sportlichste, habe immer schon gerne Süßigkeiten gegessen. Lieben konnte ich meinen Körper noch nie. Ich wurde im Laufe meines Lebens schon des Öfteren gefragt, ob ich schwanger sei, obwohl ich es definitiv nicht war. Jedes Mal ein Stich in meine eh schon offene Körper-Wahrnehmungs-Wunde. Trotzdem lernte ich in den letzten Jahren meinen Körper immer mehr anzunehmen, wohlwissend dass er Großes geleistet hat. Aber ganz ehrlich: Das war ja auch nicht schwer, wenn die Waage so wenig anzeigte, wie die letzten 10 Jahre nicht.

Doch jetzt ändert sich das Bild. Mein Kleiderschrank ist voller Hosen, die nicht mehr passen. Und obwohl ich weiß, dass es eigentlich egal ist, welche Kleidungsgröße in den Kleidungsstücken steht, möchte ich mir nicht eingestehen, dass ich eine Größe größer kaufen muss. Ja, ich gestehe, es fällt mir wirklich schwer, meinen Körper jederzeit so anzunehmen, wie er ist.

Und ja, ich gestehe auch, dass ich die einzige Person bin, die Schuld daran sein kann, dass mein Körper so aussieht, wie er aussieht und vielleicht fällt es mir gerade deshalb so schwer, das zu akzeptieren. Aber wo soll ich denn in meine Prioritätenliste noch den Sport unterbringen, wo ich manchmal nicht mal die Zeit finde, um zu duschen (zumindest, wenn ich nicht um 5 Uhr morgens aufstehen will)? Oder um die Dinge zu tun, die mir wirklich Spaß machen, wie in Ruhe in der Stadt bummeln oder bloggen? Ausreden, ich weiß. Es ist immer Zeit, wenn man nur wirklich will.

Und so sitze ich hier mit eingequetschem Bauch und meiner Misere. Der Kampf mit dem Körper hört wohl niemals auf. Annehmen, flüstere ich mir zu. Du musst annehmen. Aber es ist so schwer. So drücke ich den „Kaufen“-Button und warte auf meine Hosen, die eine Nummer größer sind und sage mir mein Mantra auf: Annehmen, annehmen, annehmen. Bis ich es hoffentlich auch irgendwann wirklich fühle.

4 Comments

  1. Fanny

    8. Dezember 2018 at 20:10

    Liebe Janina,
    witzigerweise beschäftigt mich das gerade auch. Finde mich nicht schön. Weder Gesicht, noch Haare, noch Körper. Und das schlimme: Ich weiß, das es nur halb so schlimm wäre, wenn ich denn wenigstens eine positive und selbstliebende Ausstrahlung hätte.
    Das Dumme ist nur, ich weiß nicht, wie ich mir das aneigne.
    Liebe Grüße, Fanny

  2. Isa

    8. Dezember 2018 at 21:27

    Liebes, du siehst toll aus. Ich habe auch Bauch, obwohl ich viel Sport mache und keinerlei Süßes esse. Ich mag ihn nicht. Meine Mutter fragt mich regelmäßig, ob ich schwanger sei. Letztens im Restaurant bin ich auch gefragt worden, in welchem Monat ich sei… Damn it. Lass uns einfach unseren Körper lieben 🥰

  3. Hanna

    9. Dezember 2018 at 14:07

    Ach, das ist aber auch wirklich ein Mist mit uns Frauen und Schönheitsidealen. Ich kann dich voll verstehen. Sowohl, dass du abnehmen willst, als auch, dass du es nicht schaffst.
    Vielleicht tröstet dich das ja: In die andere Richtung ist auch nicht besser. Ich hatte schon Zeiten, in denen ich nicht in den Spiegel schauen wollte, weil ich den knochigen Oberkörper nicht sehen wollte. War der verschwunden, war da trotz aller Schlankheit ein Bauchansatz. Oder Reiterhosen. Irgendwas werden wir Frauen immer finden, was nicht perfekt ist. So ist unser Leben wahrscheinlich. Keine Pointe. Keine Lehr von der Moral..

  4. Viktoria Dittrich

    9. Dezember 2018 at 14:59

    Ich wurde auch schon ein paar mal gefragt, ob ich schwanger bin, obwohl ich nur leicht zugenommen hane. Bei mir nimmt aber nur der Bauch zu, daher.. 🙂 Du bist sicher nicht schuld, dass du zugenommen hast – der Wechselstoff verlangsamt sich bei (fast) allen mit zunehmendem Alter. Und entweder musst du eine Spotskanone sein und nix Süßes essen (was nicht gut für die Lebenqualität ist, zumindest was Süßes betrifft 😉 ) oder dir eifach neue schöne Klamotten kaufen und dir im Spiegel eingestehen, dass du doch schön bist 😉 Es gibt nichts traurigeres, als Frauen, die ein- oder zwei Größen weniger tragen, als sie eigentlich sollten. Sogar bei der Gr.36 sah es bei mir lächerlich aus wenn ich die alte Gr.34 an hatte. Also: Kleider machen Leute, zumindest verbessern sie das Erscheinungsbild und als Folge Selbstbewusstsein.

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